Der Sommer neigt sich dem Ende zu und der Herbst kündigt sich an. Es fällt schwer sich von langen Sonnentagen, leichter Sommerkleidung, Badespaß und Pause vom Alltag zu trennen. Schließlich bietet all das oder was für den einzelnen der Sommer ausmacht die einzigartige Möglichkeit, nicht nur Pause von der Arbeit, sondern auch Pause von den zahlreichen Krisen, die unsere Welt derzeit beuteln, zu machen. Es tut gut, einfach mal alle Belastungen und Sorgen wegzuschieben, und sich nur mit Gutem zu umgeben. Das stärkt und gibt Gelassenheit. Wie gut wäre es, wenn man dieses "Summerfeeling" bewahren könnte? Wenn man es abrufbar machen könnte für belastende Zeiten?
In ihrem Gedicht "Sommer" beschreibt Inge Kleberger viele sommerliche Sinneserfahrungen. Das könnte Anregung für eine kleine Übung sein: Setzen Sie sich in Ruhe bequem hin und schließen Sie Ihre Augen. Lassen Sie Ihre ganz persönlichen Sommer-Sinneserfahrungen wieder aufleben. Stellen Sie sich all das Schöne, auch die kleinste Kleinigkeit, das Sie erlebt haben, mit allen Sinneseindrücken möglichst realistisch vor. Öffnen Sie nach einigen Minuten Ihre Augen wieder und kehren ins Hier und Jetzt zurück.
Was haben Sie am meisten genossen? Wobei konnten Sie am besten entspannen? Vielleicht möchten Sie sich ein besonders schönes Foto aufstellen oder ein Mitbringsel, das sie mit dieser schönen Zeit verbinden. Auch ein bestimmter Duft oder eine Melodie können mit den Sommergefühlen verknüpft werden. Wenn sich dann der Alltag wieder Bahn bricht und damit auch die Krisen präsent werden, bietet das imaginäre Versetzen ins persönliche "Summerfeeling" vielleicht die Möglichkeit, Stärkung und Gelassenheit und damit erholsamen Abstand zu den belastenden Sorgen zu gewinnen. Ein gutes Gelingen bei Ihren ganz persönlichen Pausen von der Krise!
(Text: Renate Braun)
Sommer
Weißt du, wie der Sommer riecht?
Nach Birnen und nach Nelken,
nach Äpfeln und Vergissmeinnicht,
die in der Sonne welken,
nach heißem Sand und kühlem See
und nassen Badehosen,
nach Wasserball und Sonnencreme,
nach Straßenstaub und Rosen.
Weißt du, wie der Sommer schmeckt?
Nach gelben Aprikosen
und Walderdbeeren, halb versteckt
zwischen Gras und Moosen,
nach Himbeereis, Vanilleeis
und Eis aus Schokolade,
nach Sauerklee vom Wiesenrand
und Brauselimonade.
Weißt du, wie der Sommer klingt?
Nach einer Flötenweise,
die durch die Mittagsstille dringt,
ein Vogel zwitschert leise,
dumpf fällt ein Apfel in das Gras,
ein Wind rauscht in den Bäumen,
ein Kind lacht hell, dann schweigt es schnell
und möchte lieber träumen.
Ilse Kleberger (1921-2012)