Was uns bewegt

Leichtigkeit

Zurück

Haben Sie schon mal das Wort Leichtigkeit in Ihre Suchmaschine im Netz eingegeben?

Ich vor wenigen Minuten. Und da wurde mir die Frage gestellt, wo die deutsche Leichtigkeit im Fußball hingekommen sei, und dass Alexander Zverev sie im Tennis wohl wieder gefunden habe, und folgendes wurde mir auch noch angezeigt:

Leichtigkeit

SUBST  

das geringe Gewicht  

Mühelosigkeit  

Zwei Beschreibungen von Leichtigkeit.  

Spannend, wie ich finde, denn ‚das geringe Gewicht‘ ist mir tatsächlich noch nie in den Sinn gekommen, wenn ich das oben genannte Wort gehört habe.

An der Mühelosigkeit jedoch bin ich hängengeblieben.

Denn ‚mühelos‘ – ja, das ist ein toller Zustand. Wenn die Dinge nicht zu schwer sind, sie vielleicht sogar einfach von der Hand gehen und vor allem: mich beflügeln….

Das wirklich Schöne an meinem Beruf ist, dass ich vielen Menschen begegnen darf, die mir auf ganz unterschiedliche Weise ihr Vertrauen entgegenbringen. Sei es, indem sie mich mit herausfordernden Meinungen konfrontieren – sie mir also zutrauen, dass ich das schon verkrafte bzw. sie offen sein können mit dem, was sie umtreibt – oder Schmerzhaftes mit mir teilen, weil es alleine nicht mehr tragbar ist...und manchmal, da entdecke ich das Vertrauende in ganz überraschenden Begegnungen.

Vor wenigen Tagen beispielsweise hatten wir im moritzpunkt Besuch von einem zauberhaften Kind. Ich sage bewusst ‚wir‘, denn dieses Kind hat den gesamten Raum mit einer Anwesenheit beglückt. Herrlich war es, das Lachen zu hören über die kleinen Spitzbübigkeiten, die wir gemeinsam ausgeheckt haben und die pure Freude zu erleben, als die kleinen Spielzeugtiere auf der selbst gebauten Rutsche über den Tisch gesegelt sind. Und das Kind ist ein sehr, sehr großer Fan von Rutschen – sie können sich die Freude darüber, dass die selbst erdachte Rutsche funktioniert hat, vielleicht gerade vor ihrem inneren Auge vorstellen. Das Leuchten war ansteckend.

Das Tolle war auch, dass dieses Kind mich eingebunden hat in sein Spiel. Obwohl ich es nur flüchtig kenne, war schon so viel Vertrauen da, dass ich mitmachen durfte im Spiel und eingebunden wurde in die Gedanken und Vorstellungen eines 3jährigen Menschen. Einfach so. Nicht Abliefern müssen, sondern sein dürfen.

Da war sie – diese Mühelosigkeit des Augenblicks.  

Klar, ich kann jetzt auch sagen: Na ja, das war ein Kind. Natürlich ist da noch alles leicht und mühelos. Was hat ein Kind denn auch schon für Sorgen oder Nöte? Und Kinder vertrauen einfach auch viel schneller, weil ihnen die Erfahrungen fehlen, dass andere Menschen gemein oder missbrauchend agieren.  

Nur, diese Antwort oder Denke ist mir zu einfach. Ein Kind hat durchaus schon fordernde Momente und weiß, was Verlust, Frust bedeutet. Und sind Sie auch mal von einem Kindergeburtstag ausgeladen worden, weil Sie das falsche T-Shirt getragen haben? Das tut weh!

Die Leichtigkeit an diesem Nachmittag – ich glaube, es geht tiefer.

Dieses Kind, dessen Lachen den Raum gefüllt hat, dieses Kind hat etwas ganz Wesentliches getan: Es war in diesem Moment ganz da. Gerade jetzt und hier. In den Augenblick eingetaucht, in dem es sich wiedergefunden hat.  

Das ist für uns Erwachsene oftmals mit viel Mühe verbunden – das Loslassen dessen, was war und das Festhalten an dem, was noch kommen wird beschwert zusätzlich, lässt uns hastend durch den Tag eilen.

Ich habe keinen grandiosen Tipp, wie eine erwachsene Person das ändern kann – ich befinde mich ja selbst ständig in diesem Dilemma. Ich bin außerdem der Meinung, dass diese sehr einfach gestrickten Ratgeber oftmals die Komplexität des Lebens außer Acht lassen.

Und jetzt?

Ein bedeutungsvolles Wort zum Abschluss?

Vielleicht passt ja William Shakespeare, dem folgender Satz zugeschrieben wird:

Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann suche dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß mach

Für mich war die Begegnung mit diesem Kind eine kleine, hoffentlich nachhaltige Erinnerung für diesen Sommer: Mehr im Moment sein. Lachen. Spiele erfinden und darüber kichern. Quatsch machen miteinander.

Und rutschen.

Leslie Seymor

No items found.